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Adventskalender Türchen 6
Annika Kreikenbohm
Das ist das 6. Türchen unseres Adventskalenders. Wir begeben uns einen Monat lang auf die Suche nach Inspirationen für Euch. Dazu haben wir (Ex-)Studierende und Künstler:innen aus Würzburg interviewt.
In diesem Türchen haben wir Annika Kreikenbohm befragt.
Hier kommst du zu Annikas Instagram:
Gibt es einen Ort oder eine Situation, wo du komplett abschalten kannst?
Was abschalten? Heisst es, völlig von alltäglichen Gedanken befreit zu sein und die Konzentration auf etwas anderes zu richten? Dann ist es auf jeden Fall beim Capoeira spielen. Das ist eine brasilianische Kampfkunst, die sowohl den Körper, als auch die eigene Kreativität im Dialog mit Meisterspielenden herausfordert. Wenn abschalten aber heisst, Gedanken einfach treiben zu lassen und auf neue Ideen zu kommen, dann ist das eher beim Spaziergang in der Natur der Fall. Es ist, als bewege man sich dann durch ein Meer von Ideen und Gedanken und man selbst ist wie ein Köcher, der diese einfängt.
Würdest du Leuten empfehlen Design noch mit einem anderen Bereich zu verknüpfen? Welche Bereiche siehst du da als besonders sinnvoll?
Auf jeden Fall! Erstens, man lernt andere Denkweisen kennen, die unseren eigenen Horizont erweitern. Zweitens ist Design in meinen Augen eine Denkweise und ein Handwerk, um Probleme zu lösen. Die Verknüpfung mit anderen Bereichen hilft dabei, starke, neue Konzepte und Lösungen zu entwickeln. Wenn wir nach links und rechts schauen und Wissen sowie Methoden aus unterschiedlichen Disziplinen verknüpfen, fördern wir nicht nur unsere Kreativität, sondern auch unsere eigene Motivation. Diese Bereiche können alles Mögliche sein. Ein anderes Handwerk, Philosophie, Politik, … Hauptsache, es interessiert dich!
Was macht du jetzt? Wo bist du, mit wem hast du zu tun, welche künstlerischen Bereiche deckst du ab?
Ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin und Informationsdesignerin an der Universität Würzburg. Dort arbeite ich in einem Projekt mit Promovierenden des Physiklehramts, in dem wir erforschen, inwiefern Augmented Reality im Physikunterricht in der Schule das Lernen unterstützen kann. Das heisst konkret, ich erstelle AR Anwendungen, die zum Beispiel Magnetfelder visualisieren, und somit das unsichtbare für Schulkinder sichtbar machen. Diese werden dann von Promovierenden in der Schule getestet. Ich arbeite also hauptsächlich mit neuen Medien (AR/VR, 3D Modellierung, Creative Coding, und UI Gestaltung). Daneben habe ich freie Projekte, in denen ich mit Forschenden aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammenarbeite und interaktive Datenvisualisierungen erstelle und erforsche.
Beschäftigst du dich auch mit der Frage, wie sich Design durch neue Innovation verändert? Und verwendest du neue Technologien?
Im weiten Sinne, ja. Wobei ich mich hauptsächlich frage, was Design bzw. Designschaffende sein können. Ich glaube nicht, dass sich Design selbst durch Innovationen stark verändert. Sicherlich, verändert sich die Arbeitsweise, aber der Kern (Design als Ideenentwicklung und Verknüpfen von unterschiedlich Themen) bleibt doch nach wie vor erhalten. Neue Technologien eröffnen lediglich neue Potenziale und Bereiche, in denen Design als Disziplin anerkannt wird. Ich arbeite (beruflich) eigentlich hauptsächlich mit neuen Medien (Design by Code, AR, VR). Zur Zeit beschäftige ich mich viel mit Visualisierungen wissenschaftlicher Themen; sowohl für Laien als auch für Forschenden. Insbesondere bei letzterem frage ich mich inwiefern Design da eine Rolle spielen kann. Auch in der Astronomie wird der Ruf nach Kooperationen zwischen „Visualizer“ und Astronom:innen größer. Allerdings ist da die Problemlösung oft mit Computer Science und Informatik verbunden, dass Personen aus der Designbranche vielleicht eher als Architekturschaffende statt als Machende anzusehen sind.
Ich wurde tatsächlich oft folgendes gefragt:
Wie passen Astrophysik und Design zusammen? Und sehe ich mich selbst nun eher als Astrophysikerin oder als Designerin?
Die Antwort ist ganz klar: ich bin Forscherin! Und als solche bin ich neugierig darauf, was die Welt das Universum ist und welche Zusammenhänge es darin gibt. Daher nutze ich alle Mitteln, die helfen, sich ein (mentales) Bild von der Welt da draußen zu machen und dieses auch wieder auszudrücken/kommunizieren. In der Physik habe ich eine Sprache gelernt, die Natur zu beschreiben und nach ihren Regeln zu untersuchen. Dank ihr, habe ich eine andere, zugegeben sehr analytische, Wahrnehmung von der Welt. Mathematische Beschreibung sind zwar nützlich, aber um die Welt zu verstehen, muss man sich dennoch ein Bild von ihr machen. Zum Beispiel haben auch mathematische Objekte, wie Zahlen und Relationen für mich eine visuelle Erscheinung. Die Gestaltung ist nun ein anderes Mittel um das Universum, vor allem das abstrakte, nicht visuelle zu untersuchen und darzustellen. Für mich sind Astrophysik und Design also nichts konträres, sondern etwas ergänzendes und beides auf die eigene Art und Weise kreativ.




